Bo 2 Jo Evolution Part II

Warum trainiert man im Aikido mit dem Jo?

Robin Hood streifte eines Tages durch den Wald und kam schließlich auch an einen Fluß, den es zu überqueren galt. Doch kaum hatte er die Brücke betreten, sah er auf der entgegengesetzten Seite einen anderen Mann, der den Fluß wohl ebenfalls überqueren wollte. Es war der größte Mann den Robin je gesehen hatte. Als Waffe hatte der Mann nur einen schweren Kampfstock, den er wie einen Wanderstab benutzte.

Beide Männer betraten die Brücke und da die Brücke zu schmal war, um zwei Männer aneinander vorbei zu lassen, versuchten beide mit Beleidigungen und Drohungen, den Weg freizubekommen.

Schließlich bedrohte Robin den anderen mit seinem Bogen. Der Fremde reagiert aber nicht so darauf, wie Robin erwartete, sondern er verspottete diesen nur, dass er es nicht wagen würde, in einem ausgeglichenen Kampf gegen ihn anzutreten.

Das konnte Robin natürlich nicht auf sich sitzen lassen und er schnitt sich ebenfalls einen Stock ab und kam dann zu der Brücke zurück, wo der Riese ihn auch schon erwartete.

Der Kampf begann und Robin und der Große waren ausgeglichene Gegner. Der große war stärker, Robin war schneller und mit besserem Gleichgewichtssinn. Der Kampf war erbittert, aber jedenfalls verlor Robin schließlich den Kampf und fiel ins Wasser.

Nachdem er dadurch ein wenig abgekühlt war, bot er dem Riesen an, in seine Bande aufgenommen zu werden.

Nach kurzem Überlegen nahm der andere an und stellte sich vor: sein Name war John Little.

Das fand Robin natürlich mehr als lustig und taufte den Riesen um in Little John.

So wurde Little – John Mitglied in Robins Bande und nach einiger Zeit schlossen die beiden eine besonders enge Freundschaft. John wurde bald zu Robins engstem Vertrauten und seinem Stellvertreter.

Old english quarter-staff of Robin Hood and Little John

Ein Quarterstaff (Plural Quarterstaffs oder Quarterstaves), auch Kurzstab, „halbe Stange“ oder einfach Stab, ist eine traditionelle europäische Stangenwaffe, die in der Frühen Neuzeit vor allem in England weit verbreitet war.

Der Begriff meint einen Stock aus Hartholz mit einer Länge von 1,8m bis 2,7m, manchmal mit einer Metallspitze, einer Zwinge oder einem Dorn an einem oder beiden Enden. Der Begriff „kurzer Stab“ vergleicht dies mit dem „langen Stab“, basierend auf dem Spieß (Pike) mit einer Länge von 3,0m bis 3,7m. Die Höhe des Stabs sollte ungefähr der Höhe des Benutzers plus seiner Hand entsprechen, die aufrecht auf dem Kopf steht. und ist somit deutlich länger als der Japanische Jo, der etwa bis zur Achsel (~1,27m) des Besitzers gehen sollte.

Der Stock ist vermutlich die älteste Waffe des Menschen und zugleich die universellste. Während das Bokken oder das Tanto hauptsächlich als Waffe dienen, ist der Stock gleichzeitig Werkzeug für allerlei andere Dinge und somit ein Alltagsgegenstand.

Jo Kata und Interpretationen

Wie im Teil 1 von Bo 2 Jo Evolution bereits erwähnt hat auch Morihei Ueshiba Jo Techniken gezeigt und trainieren lassen. Seine Techniken waren hauptsächlich vom Bajonett und Speer inspiriert. Von ihm wurden die 31 Jo Bewegungen (31 Jo Suburi) an Anfänger unterrichtet. Er zeigte ausserdem viele weitere Bewegungen, die jedoch komplexer und schwer nachzuvollziehen waren. Daher haben sich nur wenige Schüler auf die Ausarbeitung der Techniken wirklich eingelassen. Am weitestens ging vermutlich Morihiro Saito mit der Entwicklung des 20 Jo Suburi, in der er die von Ueshiba gelernten Techniken in die wichtigsten Basisabläufe unterteilte.

Schon zuvor hatte Koichi Tohei die Jo Kata 22 entwickelt und geschult. Er unterteilte sie in zwei Abläufe, Jo 1 und Jo 2.

Auf alten Videos sowohl von Tohei als auch von Saito sieht man deutlich die Ähnlichkeiten aber auch Abweichungen. Es ist nicht ganz klar, wie diese Abweichungen zu deuten sind, aber Saito erläuterte einmal in einem Interview it AikiNews (#88, 1991) über die Kata:

F: „Wurde das jetzige Sanjuichi-jo (Jo-Kata mit 31 Bewegungen) vor O-Senseis Tod fertig gestellt?“

A: „Ja, als ich sie lernte, war die Kata bereits fertig, aber als Koichi Tohei Sensei zum Üben nach Iwama kam, war sie noch nicht perfektioniert. Was er lernte, war anders als ich es lernte, wahrscheinlich weil O-Senseis Art des Unterrichtens noch nicht vollständig entwickelt war.“

„… Früher habe ich das Jo als eine Form mit 27 oder 28 Bewegungen unterrichtet, bin dann aber bei der Form mit 31 Bewegungen gelandet, da ich fand, dass dies für die Schüler leichter verständlich ist.“

Saito begann 1946 mit Aikido, als Tohei bereits eine der führenden Persönlichkeiten des Aikikai war (das noch nicht „Aikikai“, sondern „Kobukai“ hieß). Saito studierte jedoch intensiv bei O’Sensei Morihei Ueshiba, der während seiner Iwama-Jahre viel Wert auf die Entwicklung von Waffentechniken legte.

Offensichtlich gibt es immer unterschiedliche Interpretationen der gleichen Formen, je nachdem, woran sich jeder Schüler erinnert. Früher, vor der Video-Ära, basierte der meiste Unterricht offensichtlich auf dem individuellen Gedächtnis.

Kenjiro Yoshigasaki, Schüler von Tohei, interpretierte die Jo 1 und Jo 2 Kata nocheinmal differenzierter und hat sie somit auf den aktuellen Stand im Shi Shin Toitsu Aikido gehoben.

Es gibt also klare Differenzen zwischen der eigenen Kampfkunst Jodo, Jo-Jutsu und Aiki-jo in der Handhabung und gesamten Technikausführung. Jodo und Aiki-Jo ist also nicht das Gleiche.

Beim Jodo verteidigt man sich ausschließlich gegen ein angreifendes Schwert. Alle Techniken zielen exakt darauf ab.

Bei Aiki-Jo gibt es sowohl Techniken Jo gegen Schwert (Ken-Tai-Jo) und auch Jo gegen Jo (Kumi-jo). Und beim Üben im Aikido (Taijutsu) natürlich auch Jo-dori (leere Hand gegen Angriff mit dem Jo) und Jo-nage (das Führen eines Angreifers mit dem Jo).

Das Charakteristikum des Jo ist die Flexibilität. Es ist möglich mit beiden Enden zu arbeiten und die Position ist ebenfalls zweiseitig. Aufgrund der Länge des Jo, ergibt sich beim Einsatz ebenfalls eine andere Distanz zum Partner. Diese Spezifika führen dazu, dass der Technikpart um ein vielfaches größer ist als beim Schwert.